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  • Technische Orthopädie und Silikontechnik in Zürich

Bessere Versorgung bei Fussheberlähmung

 

Unterschenkelorthese aus Silikon

Zum klinischen Bild des Fallfusses kommt es durch eine periphere (z.B.: Druckschädigung) oder zentrale ( z.B.: Schlaganfall ) Störung mit Ausfall des Nervus peronaeus profundus.
Die im Sinne der Fusshebung (Dorsalflexion) wirkenden Muskeln (M. tibialis anterior, M. extensor digitorum longus, M. extensor hallucis longus) verlieren dabei ihre Funktion.

Etwa 25% der Schlaganfallüberlebenden leiden nach Abschluss aller rehabilitativen Massnahmen an einem (evtl. spastischen) Fallfuss.
Zum schlaganfallinduzierten Fallfuss, tritt ausserdem häufig eine Spastik der Plantarflexoren komplizierend hinzu. Je nach Schwere und Lokalisation des Schlaganfalls sind die individuellen Ausprägungen der motorischen Defizite unterschiedlich. Somit kann auch das Gangbild einer Halbseitenlähmung grundsätzlich stark variieren. Dennoch lassen sich einige charakteristische funktionelle Muster finden. Dazu zählen der Spitzfuss mit übermässiger Plantarflexion, der neurogene Klumpfuss mit zusätzlicher Inversion, das Genu recurvatum mit übermässiger Hyperextension und das „stiff knee syndrome“ mit inadäquater Kniebeugung. Das klassische Gangbild eines hemiparetischen Patienten ist charakterisiert durch eine Zirkumduktion in der Hüfte und den initialen Bodenkontakt mit dem Vorfuss. Die Gehgeschwindigkeit ist dadurch eingeschränkt und es besteht eine erhöhte Stolper- und Sturzgefahr.
Das Wernicke-Mann-Gangbild (Wernicke-Mann-Prädilektionstyp) fasst diese auftretenden Muster zusammen und erweitert die Beschreibung des Gangbildes um die obere Extremität. Es definiert sich als eine durch Kontrakturen fixierte Haltungsanomalie der gelähmten Extremitäten bei schwerer spastischer Hemiplegie. Der Arm wird in Innenrotation mit Beugestellung des Unterarms, der Hand und der Finger gehalten, das im Kniegelenk gestreckte Bein mit plantarflektiertem Fuss wird beim Gehen seitlich zirkumduziert. Die Zehen werden häufig in einer Beugespastik gehalten.

Beim Gesunden ist die fusshebende Muskulatur in der Schwungphase aktiv, um das freie Durchschwingen des Beines zu ermöglichen. Sobald dieses Bewegungsmuster durch die Fussheberschwäche gestört ist muss der "hängende" Fuss durch unphysiologisch vergrösserte Hüft- und Kniebeugung ausgeglichen werden.

Der Ausfall der Fusshebermuskulatur kann in der ersten Rehabilitationsphase durch eine (evtl. konfektionierte) Fussheberorthese ohne Gelenk (Typ Zug- und druckelastisch wirkendes Fusshebermodul aus Polypropylen) mit einer Anlagefläche unter dem Fuss, einer dorsalen Anlage am Unterschenkel und einem Gegenhalt am Fussrücken (in der Regel durch den Schuh) relativ unkompliziert kompensiert werden. In der Schwungphase als dem Teil des Ganges, bei dem das Bein in der Luft schwingt, wird der Fallfuss so wirksam verhindert.

Beim Fersenauftritt und der Lastaufnahme reicht diese Wirkung allerdings nicht mehr aus. Durch die Bodenreaktionskraft und den Verlauf der Belastungslinie hinter der Knöchelachse (OSG) entsteht ein plantarflektierendes (den Fallfuss verstärkendes) Moment, das durch die fusshebende Muskulatur gedämpft werden muss. Das den Fallfuss verstärkende Drehmoment ist in dieser Gangphase etwa fünfmal so stark wie in der Schwungphase, so dass hier auch ein stärkerer orthetischer Widerstand benötigt wird. Gleichzeitig passt sich in dieser Phase der Fuss an den Untergrund an und benötigt dazu ein adäquates Absenken des Fusses (Plantarflektion), da sonst negative Auswirkungen auf das Knie und die Hüfte entstehen. Bei der weiteren Schrittabwicklung bleiben die Dorsalextensoren aktiv, um das Bein über den jetzt feststehenden Fuss nach vorne zu ziehen bzw. ein nach hinten Fallen zu verhindern.

In der Schrittabwicklung genügt es also nicht, das Knöchelgelenk (OSG) konstant in Neutralstellung zu halten, sondern es wird ein definierter Widerstand gegen das Absenken des Fusses (Plantarflektion) benötigt.
Dieser lässt sich über klassische, konventionelle Fusshebergelenke oder Konstruktionen mit Federkraftkomponenten nicht zufriedenstellend realisieren.

Bei der Versorgung mit einer individuellen Unterschenkelorthese aus Silikon wird die Fussheberwirkung über die Materialeigenschaften des Silikons eingestellt. Es werden gezielt Verstärkungen aus Silikon mit höherem mechanischem Widerstand eingearbeitet.

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Orthese von vorne
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Die Öffnung im Detail
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Orthese von innen
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Die Fusssohle der Orthese ist aus weicherem Silikon
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Orthese von aussen
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Das Material Silikon legt sich gut an die Haut an
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Orthese von hinten

Die Unterschenkelorthese aus Silikon ermöglicht:

  • Sicheres Gangbild durch nahezu natürliche Fussheberwirkung
  • Verbesserte Gleichgewichtskontrolle durch Seitbeweglichkeit des Fusses und verbesserte Boden-Anpassung durch Fuss-Aussen- bzw Innenrandanhebung (Pro- und Supination)
  • Keine Hautirritationen durch besonders hautfreundliches Material
  • Einsatz in Nassbereichen da völlig wasserfest
  • Einfache Reinigung und Hygiene
  • Volle Wirksamkeit auch ohne Schuh
  • Nutzung in geeignetem Konfektionsschuhwerk
  • Angenehmes Tragegefühl
  • Trainingseffekt bei nur teilgelähmter Muskulatur
  • Natürliches Bodengefühl (z.B. Pedalgefühl beim Autofahren)
  • Kosmetische Unauffälligkeit

Die Studienlage zur Unterschenkelorthese aus Silikon belegt eine erhöhte Gehgeschwindigkeit und verbesserte Energieeffektivität im Vergleich zu konventionellen Fussheberorthesen. Die Knie- und Hüftwinkel werden signifikant reduziert. Deshalb wurde die Orthesen-Versorgung in Grossbritannien in den Vergütungskatalog der Sozialversicherungen aufgenommen.

Weitere Informationen in den Fachartikeln:
Hughes, M., Die Unterschenkelorthese in Silikontechnik (SAFO) - Silikon im Orthesenbau -, Medizinisch Orthopädische Technik 2008, Heft 2, S. 77-80.

Radspieler S., Die neue Mobilität mit SAFO-Knöchel-Fuss-Orthesen aus Silikon, Orthopädie-Technik 9/10

Silikon Fussheberorthese

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