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  • Technische Orthopädie und Silikontechnik in Zürich

Beschwerdebilder und Ursachen

Beschwerden durch muskulär bedingte Fehlhaltungen sind sehr häufig und können sich in vielerlei Formen darstellen. So klagen heutzutage mehr als 70% der Bevölkerung über Rückenschmerzen. Weitere Symptome reichen von Fussschmerzen, wie z.B. dem Fersensporn, über Verspannungsschmerzen von Kopf bis Fuss, bis hin zu komplexen Skoliosen der Wirbelsäule und Abnutzungserscheinungen der Gelenke.

Diese Schmerzen haben ihre Ursache häufig in muskulär bedingten Veränderungen der Körperstatik und werden hervorgerufen durch die Lebensumstände und Alltagsbelastungen, denen der menschliche Körper in der heutigen Zeit ausgesetzt ist.

Durch einseitige körperliche Tätigkeiten, z.B. häufiges Sitzen bei Bürotätigkeit und einen Mangel an Bewegung, kommt es zu Abschwächungen der Haltemuskulatur und somit zu Fehlhaltungen.

Bewegung belastet und entlastet die einzelnen Muskeln in gleichmässiger Weise und stärkt damit den ganzen Bewegungsapparat.
Für regelmässige Bewegung gibt es keinen Ersatz!

Liegen bereits chronische Fehlhaltungen vor, reicht der gelegentliche Versuch eines Ausgleichs durch Bewegung in der Freizeit nicht mehr aus.
Durch die ständige Fehlhaltung ist der Körper nicht mehr in der Lage die Haltemuskulatur effektiv anzusteuern und somit einzusetzen. Auch kann die Haltemuskulatur durch Krafttraining nur äusserst schwierig und aufwendig wieder stabilisiert werden.

Die Beeinflussung der Haltemuskulatur über das Reflexsystem der Propriozeption ist hier eindeutig und nachweislich effektiver. Deshalb sind sensomotorische Einlagen therapeutisch so wirksam!

Ein neuer Ansatz in der Einlagenversorgung

Menschliche Füsse sind einzigartig. Sie bilden die stabilisierende Grundlage für den aufrechten Gang. Dadurch konnten die Hände Halte- und Greiffunktionen übernehmen und so die Umwelt mit Werkzeugen verändern. Man könnte sogar sagen, dass die Entwicklung zum Homo Sapiens und der Erfolg der menschlichen Spezies erst durch evolutionsgeschichtliche Veränderungen möglich wurden, die die Struktur des menschlichen Fusses massgeblich beeinflussten.

Bei der Veränderung unserer Umwelt sind wir Menschen inzwischen so weit, dass wir den natürlichen Untergrund, auf dem wir uns Millionen von Jahren bewegt haben, durch harte und flache Oberfläche ersetzt haben. Wir laufen inzwischen hauptsächlich auf „platten“ Oberflächen, an die sich unsere Füsse durch Pronation und Abflachung anpassen müssen.

Der Begriff „Plattfuss“ als pathologische Fussform wurde erst im späten 19. Jahrhundert geprägt. Zur Behandlung empfahl Royal Whitman 1907, das Fussgewölbe mittels unterstützender Stahleinlagen anzuheben. Diese sogenannten „Whitman-Platten“ basierten auf der Idee, dass die Anatomie des Fusses fehlerhaft sei und statisch unterstützt werden müsse. Diese paradoxe Annahme findet sich heutzutage immer noch. Bei einem abgesenkten Fussgewölbe (Plattfuss) handelt es sich jedoch vielmehr um eine posturale Anpassung des Fusses an den harten und flachen Untergrund, auf dem wir uns bewegen.

In den 1960er Jahren setzen der amerikanische Orthopäde Merton Root und seine Kollegen auf biomechanische Prinzipen bei der Verordnung und Anfertigung von „Fussgewölbestützen“. Sie waren es auch, die den Begriff der orthopädischen Einlage entscheidend mitprägten. Roots theoretischer Ansatz, das sogenannte fussorthopädische Konzept (engl. „Podiatric Model“), wurde so überzeugend dargelegt und vertreten, dass an seiner wissenschaftlichen Gültigkeit lange nicht gezweifelt wurde.

In diesem fussorthopädischen Konzept werden strukturelle „Deformationen“ an Füssen und Beinen beschrieben, die zu einer Fehlausrichtung und zu einem mechanisch gestörten Gangbild auf flachen, ebenen Oberflächen führen. Um diese Fehlstellungen auszugleichen, wird ein Abdruck des Fusses (in der Neutral-Null-Stellung) gemacht sowie die Abweichungen des Vor- und Rückfusses von der „normalen“ Ausrichtung gemessen. Auf der Basis des Gipsabdruckes und der Messungen werden dann harte Einlagen angefertigt. Die Theorie besagt weiter, dass diese „ausgleichenden“ Einlagen die biomechanische Funktion des Fusses und des Beins während des Gehens verbessern.

Wissenschaftliche Studien über die Wirksamkeit and Wirkungsweise von Einlagen deuten indes darauf hin, dass sich die Validität des konservativen fussorthopädischen Konzepts wissenschaftlich nicht nachweisen lässt. Obwohl sich mit den orthopädischen Einlagen, die auf diesem Konzept beruhen, viele muskuloskeletale Einschränkungen erfolgreich behandeln lassen. Einige Autoren haben daher angeregt, ein neues Konzept zu entwickeln, mit dem sich die Wirkung von Fussorthesen besser erklären lässt.

Einen solchen neuen Ansatz stellt das biomechanische Konzept der sensomotorischen Fussorthesen nach Jahrling dar. Er beruht auf dem biomechanischen Konzept von Root, geht darüber hinaus und erweitert es unter Berücksichtigung der neuroanatomischen Konzepte von Dr. René J. Bourdiol & Dr. Giuseppe Bortolin.

In das Konzept sind dabei auch neue theoretische und wissenschaftliche Erkenntnisse und Befunde eingeflossen, die Root in den 1960er Jahren noch nicht zur Verfügung standen. Bei diesem neuen Ansatz handelt es sich um die praktische Ausformulierung und Anwendung der von Panjabi geforderten „spinalen Stabilität“. Gemeint ist damit die Zusammenarbeit von drei Teilsystemen (passiv, aktiv und neural), die gemeinsam für Stabilität sorgen. Eine starke Pronation des Sprunggelenks wird in diesem Zusammenhang als „Instabilität“ und nicht als „Fehlbildung“ eingestuft.

Der passive Halteapparat (Knochen, Bänder, Kapseln und Sehnen) mit seinen mechanischen Funktionen wurde von Root und anderen umfassend beschrieben.

Die Funktionen des aktiven Halteapparats (aktivierende und stabilisierende Muskeln) sowie des neuralen Systems (Neurorezeptoren und ZNS-Reflexe etc.) sind hingegen noch nicht so umfangreich untersucht.

Der neue Ansatz beruht auf der Annahme, dass propriozeptive Fussorthesen die Funktionen aller drei Teilsysteme verbessern können.
Aus diesem Grund sollten bei der Untersuchung von Fuss und Bein und der Verordnung von Funktionsverbessernden Fussorthesen auch das Zusammenspiel der drei Teilsysteme sorgfältig miteinbezogen werden. Ursachen für mögliche Dysfunktionen des Fusses und des Beins werden in den Laufoberflächen gesehen, auf denen wir uns heute bewegen sowie im modernen Schuhwerk und nicht, wie sonst üblich, in einer anatomischen Fehlstellung.