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  • Technische Orthopädie und Silikontechnik in Zürich

Produktentstehung einer Fingerprothese

Die für die Gestaltung der Fingerprothese notwendige Detailtreue der Abbildung ist mit Gipsabdrücken nicht zu gewährleisten. Daher werden Abdrücke der amputierten und der erhaltenen Hand mit Alginat gefertigt. Diese werden von aussen mit einer Verstärkung aus Gipsbinden versehen und nach Abnahme sofort ausgegossen. Für das Modell der erhaltenen Hand wird ein synthetischer Hartgips verwandt, für die amputierte Seite ein spezieller, poröser Gips. Das Modell der amputierten Seite wird modelliert und sorgfältig geglättet und getrocknet.

Da bei der definitiven Prothese aufgrund der kosmetischen Gestaltung ungern eine Änderung vorgenommen wird, muss die Passform mit Hilfe eines Probefingers aus demselben Material wie die definitive Prothese überprüft werden. Dieser Probeschaft ist transluzent und lässt den Blick auf den Stumpf zu. Der fehlende Teil des FIngers wird bei diesem Probefinger aus einem schneller und einfacher zu verarbeitenden Knetsilikon erstellt.
Bei der Anprobe wird der Schaft auf seinen Sitz überprüft und evtl. angepasst, Randzuschnitte gemacht etc.
Aufgrund dieses Probefingers wird die Dimension sowie die räumliche Einordnung des ersetzten Fingers direkt am Patienten kontrolliert. Die Probeprothese nimmt der Patient mit, um sie in seinem Alltag für ca. 2 Wochen auszuprobieren. So wird es dem Patienten möglich, sowohl die funktionelle, als auch die kosmetische Situation zu beurteilen. Sind Änderungen erforderlich, sind diese ohne weiteres möglich.

Mit Hilfe von Farbpigmenten wird das Silikon individuell für die verschiedenen Bereiche des Fingers gemischt, im Beisein des Patienten verglichen und wenn nötig noch angepasst.
Im Durchschnitt kommen etwa 6-8 verschiedene Farben für den Finger und 4-5 verschiedene Farben für die Nägel zum Einsatz. Pro Farbe dauert das Mischen für einen geübten und erfahrenen Techniker etwa eine halbe Stunde.
Jede Farbabstimmung ist eine Momentaufnahme. Veränderungen der Haut durch Jahreszeit, Durchblutung, Temperatur etc. kann das Silikon nicht nachvollziehen. Fotos dokumentieren die Farbverteilung.

Für die Nagelherstellung wird eine Negativform der Nägel aus Silikon erstellt. In diese Form werden in ca. 10 Schritten die verschiedenen eingefärbten Acrylharze eingebracht und zwischen jeder Farbe im Autoklaven polymerisiert und anschliessend beschliffen. Bei Silikonnägeln wird zunächst eine klare Silikonschale gefertigt, in die die verschiedenen gefärbten Silikone eingebracht werden.

In aufwendiger Arbeit wird die Fingerprothese Schicht für Schicht in ihre Form gebracht und mit den Farbmustern verglichen. Anschliessend wird die Prothese frei modelliert, bis sie der kontralateralen Seite gleicht.

Klinischer Status und Probeprothese

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Klinische Situation des Patienten nach einem Unfall
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Probeprothese zur Stumpfkonditionierung und Erprobung von Länge und Stellung.

Definitive Prothese

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Die Prothese im Einsatz beim Greifen.