Individuelle Sitzlösungen
Wir sitzen in der modernen Welt sehr häufig und lange. Ein gesunder Mensch kompensiert den dadurch unweigerlich auftretenden Druck reflexartig mit Bewegung. Rollstuhlfahrer, welche diesen Druck nicht bewusst wahrnehmen und nicht in der Lage sind diesem auf selbe Weise auszuweichen, bekommen Probleme.
Wer sich selbst beobachtet bemerkt, dass man sich bei langem Sitzen sehr oft umplatziert. Dies geschieht automatisch, bewusst und unbewusst: Es wird nach vorne gerutscht, sich schräg auf den Stuhl gesetzt, der Stuhl angekippt, Beine überschlagen, sich auf die Beine abgestützt usw.
All dies geschieht aus Gründen der Druckvermeidung. Was aber wenn jemand nicht mehr fühlt, dass er sich umplatzieren sollte bzw. keine Kontrolle über seinen Bewegungsapparat hat? Hier beginnt die rehabilitative Sitzversorgung zu helfen.
Orthopädische Sitzschale mit speziellem Rollstuhl
Im vorliegenden Fall benötigt die Patientin eine individuelle Sitzschale. Der Schwerpunkt dieser Versorgung ist es, eine Verminderung der Anspannung im Oberkörper zu erreichen. Die Patientin zeigte im Sitzen in der Vorversorgung das Erscheinungsbild des Seitkippens und der "Verschränkung" der Arme.
Im Selbsttest ist jedem klar, warum dieses Haltungsbild so einen Komfort bildet.
Wer die Arme vor die Brust legt verspürt automatisch eine Stabilisation im Oberkörper. Alleine dieses führt aber noch nicht zur Position welche man lange halten kann. Man muss weiter mit dem Becken nach vorne rutschen um mehr Unterstützung durch die Rückenlehne zu erfahren. Dieses ist im vorliegenden Fall aber leider nicht tolerabel, da unsere Patientin um eine in sich ruhende Position zu erhalten einen geschlossenen Sitzwinkel benötigt. Die Patientin würde bei einem offenen Sitzwinkel eine hohe Spannung entwickeln, was bei langer Nutzung zu einem hohen Kraftaufwand führt.
Um eine Beruhigung der Armstellung zu erhalten wurde ein Therapietisch mit Polsterung verwendet. In dem Moment wo eine Abstützung
des Oberkörpers stattfindet wird die verschränkte hohe Armstellung gelöst und sogar eine Gewichtsentlastung erreicht.
Die Massnahme (Abdrucknahme)
Die Massnahme erfolgt mittels zweier Vakuumkissen. Diese sind mit einem Granulat befüllt und können je nach Bedarf be -und entlüftet werden. Mit Luft gefüllt verhalten sie sich geschmeidig und passen sich an die Form des Patienten an. Befindet sich der Patient in der gewünschten Haltung saugt man die Luft aus den Kissen wodurch diese "erstarren" und die vorgegebene Form beibehalten.
Die Anfertigung
Die Sitzschale wird aus einem Schaumstoff angefertigt. Der Techniker verwendet den vorher mittels der Vakuumkissen genommenen Abdruck als Vorlage beim Fräsen der Schale. Wenn er die grobe Form der Schale herausgearbeitet hat (siehe Fotos) werden Feinheiten per Hand bearbeitet. Danach ist die Sitzschale bereit für die erste Anprobe.
Die Anprobe
Die Sitzschale wird in einen Aluminium-Aussenschale eingepasst und kann dadurch auf den Rollstuhl montiert werden. Während der Anprobe werden die Passform sowie die Haltung des Patienten in der Sitzschale geprüft.
Die Abgabe
Nach der Anprobe wird die bis dahin rohe Sitzschale mit einem abnehmbaren, maschinenwaschbaren Textilbezug versehen. Sie ist nun voll einsatzfähig und wird täglich verwendet.