Positionierungs- und Konstruktionsprinzipien bei Sitzversorgungen
Zur technischen Indikationsstellung bei der individuellen Sitzversorgung hat sich die Klassifikation des Sitzens nach Strobl bewährt:
A= Aktives Sitzen | B = Passives Sitzen | ||
Position willkürlich veränderbar durch funktionstüchtige Rumpf-Becken-Motorik. Positionswechsel ersatzweise durch Einsatz der oberen Extremität möglich. | Keine Möglichkeit zum aktiven Positionswechsel (z.B. durch neuromotorische Bewegungsstörungen) | ||
Indikation | Indikation | ||
A1= Freies Sitzen | Ohne Versorgung bzw. Sitzkissen (konfektioniert) | B1= leichte Fehlhaltung (neuro-motorische Diskoordination) Restfunktion Rückenstrecker | Adaptierte Sitzbettung |
A2= Fehlhaltung Aktiv korrigierbar | Evtl. adaptierte Sitzbettung | B2= schwere Fehlhaltung (neuro-motorische Diskoordination) Keine Restfunktion Rückenstrecker | Sitzschale |
A3= Fehlstellung Strukturelle Deformität oder Koordinationsstörung | Adaptierte Sitzbettung ggf. mit Korsett | B3= Fehlform des Rumpfes (fixierte spastische Deformität) | Sitzschale |
(Strobl, Dr. W.: Sitzversorgung für Kinder und Erwachsene mit Bewegungsstörungen und neuromuskulären Erkrankungen, Skriptum zum Workshop)
Ausnahmeindikationen für eine individuelle Sitzschale nach Krankheitsbild:
- Querschnittslähmung
- Hemiparese nach Apoplex
- Multiple Sklerose
- Spina Bifida
- Osteogenesis imperfekta (= Glasknochenkrankheit)
- AMC (Arthrogryposys multiplex congenita)
- ALS (Amyotrophische Lateralsklerose)
- Ausgeheilter Dekubitus (Grad 3 oder 4)
Bei diesen Krankheitsbildern ist in begründeten Ausnahmefällen eine individuelle Sitzschale erforderlich.
Besondere Beachtung sollte die Drucktoleranz des menschlichen Gewebes finden
Untersucht wurde gesundes, ungeschädigtes Gewebe. Die Belastbarkeit der Haut nach Ausheilung eines Dekubitus ist geringer. Eine gute Ausgangsbasis für die individuelle Optimierung der Positionierung ist die
90° - 90° - 90° Regel = Hüften, Knie und Knöchel in 90° Position.